Die Uniformierung der Fahrräder
Jeder anständige Verein uniformiert seine Mitglieder. Der Schützenverein aufm Dorf genau so, wie die Pfadfinder und die Kirchenfreizeit. Jeder bekommt ein T-Shirt, alle sehen gleich aus. Das schafft ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Integration. Und gleichzeitig erlegt es einem auf, den Ansprüchen der Gruppe gerecht zu werden.
Seit neuestem uniformiert sich in Lübeck eine neue Gruppe. Die Fahrräder der Studenten. Immer mehr sieht man ausgestattet mit Gelb-Schwarzen-Sattelbezügen, die im Design wohl an glorreiche Schlachten erinnern sollen und den Aufdruck »50 Jahre Universität« tragen.
Das schafft Zusammenhalt. Wenn ich vorm Rewe ein anderes Rad sehe, das auch so einen Überzug hat, weiß ich gleich »in dem Laden ist einer, der studiert auch«. Das ist ein gutes Gefühl, ich gehe nicht länger ins unbekannte. Es schafft auch Zwang, ich muss den Überzug quasi immer nutzen. Zeigen, das ich auch dazu gehöre. Und so stehen Fahrräder bei strahlendem Sonnenschein mit Gelb-Schwarzen-Regenüberzügen über ihren Sätteln vorm Hörsaal. Alles nur, um dazu zu gehören.
Solche Überzüge braucht eh niemand, für Regen hat der Norddeutsche eine Regenhose!
Doch das ist nur die Meinung eines Baums.