Wir haben was erlebt
Seit nun mehr einem Monat bin ich nicht mehr der einzige deutsche Praktikant bei Netease, mein Kommilitone Kolja ist dazu gestoßen. Und so haben wir uns auch gleich auf zu einem Abenteuer gemacht. Das Longjing Dorf besuchen.
Longjing ist eine scheinbar bekannte Tee Sorte hier aus der Gegend. Aus dem Longjing Dorf. Selber hab' ich zwar keine Ahnung von Tee, aber man sagt mir diese Sorte sei bekannt. Also lohnt sich wohl ein Besuch.
So machen wir uns also auf. Irgendwo in der Nähe der des Dorfes soll es eine Quelle geben, die den Tee noch besser macht. Laut Reiseführer liegt diese auf viel näher an einer öffentlichen Straße. Also in den Bus gestiegen und dorthin gefahren. Ausgestiegen, umgeschaut und festgestellt, dass der Zoo von Hangzhou definitiv keine Quelle ist! Das hat also schon mal nicht funktioniert. Aber nicht verzagen, dass Handy raus holen, auf die Karte dort schauen, dass Dorf lokalisieren und losmarschieren.
Wir folgen also einer Straße, gesäumt von äußerst chinesischen Häusern. Fühlt sich eher wie ein Dorf an hier. Wir befinden uns in einer bergigen Gegend mit viel Wald und dennoch an allen Seiten von Hangzhou umgeben. Nachdem wir den Berg fast erklommen haben finden wir eine Karte, sind definitiv richtig hier. Haben ja noch Zeit heute, nehmen also den langen Weg.
Dieser führt über einen Tempel, gewidmet einem Mönch der einst einen Tiger zähmte, und einen kleinen See, gespeist von einer Quelle. Kann aber eigentlich nciht die sein, die wir zu Anfang gesucht haben, liegt am völlig falschen Ort. Wie an jedem landschaftlich schönen Ort in der Stadt finden wir auch hier mindestens zwei Hochzeitspaare beim Bilder aufnehmen.
Der See wird von einem Bach gespeist, der den angrenzenden Berg hinunter fließt. Wir beschließen also das Mal zu erkunden. Anfangs gibt es einen Weg mit Treppen, dieser Endet bei einem Pavillon. Von hier scheinen Markierungen weiter den Berg hinauf zu führen, aber ist das wirklich noch ein Weg? Naja andere sind da auch hoch (also drei andere Ausländer), also nicht wie hinterher. Was soll schon passieren, ich meine wir sind nur am Ende vom Weg, der eine Abzweigung vom langen Weg zu dem Dorf war.
Was passiert lässt sich im Nachhinein recht zügig erzählen und hat doch viel Zeit, Schweiß und Mückenstiche gekostet. Denn nun windet sich der "Weg" den Berg hinauf. Was man so Weg nennt. Eigentlich eher plattgetrampelte Erde mit Markierungen an den Seiten. Oben angekommen geht der Weg weiter über den Kamm der Berge. In welche Richtung? keine Ahnung! Aber wer angefangen hat, will auch das Ende sehen und so folgen wir den Markierungen.
Nach einer ganzen Weile hat niemand mehr Bock. Wir nicht, die anderen Ausländer auch nicht. Sie beschließen einer Abzweigung zu folgen, die scheinbar den Berg hinunter führt, wir gehen weiter. Nach zwei Minuten stoßen wir plötzlich auf einen befestigten Weg. Da kämpft man sich gut eine Stunde durch Gestrüpp und ohne Vorwarnung ist es zu Ende. Ein Moment großer Freude.
Doch nicht das Ende unseres Abenteuers. Denn wohin führt jetzt dieser Weg? Wo sind wir eigentlich? Naja erstmal in eine Richtung weiter gehen. An eine Abbiegung kommen, die Karte interpretieren, weiter gehen. An einer winzigen Pagode ankommen, hat nur 'ne gedauert. Bilder machen, orientieren. Jupp, das war die falsche Abbiegung, vor einer Stunde. Also wieder zurück.
Schließlich kommen wir wieder an dem Tempel der Tiger zähmenden Mönches an. Und vorbei an dem kleinen See mit seinem Bach erreichen wir recht zügig das Dorf, zumindest im Verhältnis zu dem Weg vorher.
Das Dorf liegt ein einem Tal, die Hänge sind gesäumt mit Teesträuchern und überall wird der Tee angepriesen. Einen haben wir uns auf jeden Fall verdient. Ahh und natürlich gibt es von hier aus Busse, die sogar bis vor unsere Haustür fahren.