Die Zeit rennt
Nun ist es an der letzten Zeit meines Aufenthalts in China. Zu Anfang scheint die Zeit stets ewig zu sein, alles ist neu, es gibt so viel zu erleben, Pläne zu schmieden und Ort zu sehen. Dann kommt die Zeit, in der man sich eingelebt hat. Der Alltag hat lange eingesetzt und am Wochenende sitze ich gerne auch einfach einen Tag zu Hause, statt etwas zu unternehmen. Morgen ist wie gestern, Zeit vergeht nicht wirklich. Und schließlich kommt der Endspurt. Die Zeit rast. Es gibt noch so viel zu tun. So viel zu Erleben. So viele Pläne. Und es ist an der Zeit die letzten Tage durchzuplanen. Ich fange an, zurück zu schauen und mich gleichzeitig auf meine Heimat zu freuen.
Mein Alltag gerät langsam aus seinen Fugen, ich spüre das Ende, dass da kommen mag. Und gleichzeitig wechsle ich auf Arbeit die Abteilung, da meine alte aufgelöst wird. So werde ich als dann für die letzten zwei Wochen für die Cloud Music arbeiten. Das Praktikum werde ich ein paar Tage vor meiner Abreise beenden und dann nochmal den Ling'in Tempel und die Laifan Pagode besichtigen, Souvenirs kaufen, shoppen gehen und ein letztes Mal den West Lake umrunden. Bis es so weit ist will ich auf jeden Fall noch die gelben Berge sehen, deren Besichtigung leider schon die vergangenen Wochen gescheitert ist, viel leicht muss ich das auch am Ende machen. Dann wird es da noch die Reise mit der Uni geben, die uns nach GuiZhou führen wird, worauf ich mich schon mega freue. Und dann sind da noch zwei Wochen Arbeit übrig, die werden auch wie im Flug vergehen.
Da ich meine alte Abteilung aufgelöst werden wird, hatte ich in zuletzt viel Zeit für private Projekte. So hab ich mir also ein neues Design für meinen Blog gebastelt und es MeiliDu getauft. Das kommt dabei raus, wenn man "beautiful read" von Google in Chinesische übersetzen lässt. Dann habe ich noch einen Markdown Editor BlankUp gebaut. Was jetzt also noch fehlt, ist mein eigenes Tool und aus Markdown einen Blog zu generieren und dann ein Feature in BlankUp, um Blogposts in Markdown besser zu bearbeiten.
Umziehen
Anfang Juni musste ich umziehen. Wohne jetzt genau einen Stock tiefer und habe vor allem deutlich mehr Viecher. Töte also alle paar Tage eins. Einfach nicht drüber nachdenken. Ansonsten war das ein super Beispiel dafür, wie Chinesen organisieren. Nämlich ohne es einem zu sagen.
Wir sollten also vom 1.-5. Umziehen, dachten zuerst für diesen Zeitraum ausziehen. Haben dann am 3. fest gestellt, dass es wahrscheinlich heißen soll, während dieses Zeitraums. Da sollten wir also alle von Stock 4-7, die renoviert werden in ein anderes Wohnheim übersiedeln. Wann genau wir das machen sollen konnte man uns nie genau sagen. Als ich dann damit ankam, dass ich unter der Woche durchaus von 7:30Uhr morgens bis in die späten Abendstunden unterwegs bin, konnte ich auf einmal sofort umziehen...
Und wohne jetzt in Stock sechs, schließlich werden nur 4-7 renoviert.
Museen
Zuletzt habe ich am Wochenende viel Zeit in HangZhou verbracht. Viel auch einfach nur entspannt. War das West Lake Museum, das Naturkunde, Technik und Provinz Museum besuchen. In letzterem hatte ich ein Erlebnis, dass mich aus den Socken gehauen hat. Der erste Stock stellt die Geschichte der Provinz Zhejiang da. Unterscheidet sich dabei von allen anderen Museen, die ich in China bis jetzt erlebt habe vor allem darin, dass die Text Aussagekraft haben. Hier werden tatsächlich Kausalitäten erklärt, Freude. Dann kommen wir in den zweiten Stock, er ist der Revolution in der Provinz gewidmet. Gleich an der Rolltreppe befindet sich eine Tafel. Sie gibt eine Einführung in das, was uns hier erwartet. Sie spricht von Helden und Märtyrern, sie spricht vom Kämpfen und töten wie von einer geradezu heiligen Tat, er spricht vom Opfern für die gerechte Sache und zelebriert vergangene Helden. Alles in allem eine Schrifttafel, die ich seit 45 höchstens noch in Amerika erwarten würde, irgendwie lassen wir denen ja auch die tägliche "pleadge of allegiance" durchgehen. Der Rest der Ausstellung ist dann vollständig in Chinesisch und zelebriert zu hunderten gefallene im Bürgerkrieg. Es hält mir vor Augen, dass Deutsche durch ihre Geschichte eine besondere Mentalität haben. Während bei uns viel kriegerisches verschmäht wird, auch wenn wir da auch bestem Wege sind wieder aktiv mit zu mischen, so sind wir lange nicht auf den Niveau unserer Nachbarn, die in ihren Hymnen durch das Blut ihrer Feinde waten, oder gar auf dem Level der USA oder Chinas.
Museen sind in China allgemein eher eine ernüchterndes Erlebnis. Das Nationalmuseum mag mit Audioführer akzeptabel sein, ohne hat man ab und an eine Tafel auf der steht sinngemäß
In Dynastie X war die Landwirtschaft gut und Handel florierte.
Wieso das so ist, ob die Bauern neue Pflüge erfunden haben, oder einfach mal Zeit führe ihre Felder hatten, weil es grade keinen Krieg gab, wird nie erwähnt. Zwischen den Tafeln findet man dann viele tolle Ausstellungsstücke, ohne genauere Beschreibung, außer dass das hier eine Münze ist, vielen Dank. Das Technik und Naturkunde Museum in HangZhou sind ziemlich auf Kinder ausgerichtet und während das Naturkundemuseum ein super Erlebnis ist, verwirrt das Technik einfach nur. Das Keramik Museum ist den Besuch echt nicht wert, außer man möchte gerne über vier Stockwerke Töpfe anschauen, die langsam von nur Blau zu bunt bemalt übergehen. Aber war halt hoch wichtig für die Entwicklung der Zivilisation und so. Was sich wirklich lohnt, sind Kunstmuseen. Moderne Kaligraphie und Malerei im klassisch chinesischen Stil begeistern mich total. Besonders moderne Motive im alten Zeichenstil. Da war ich sowohl vom Kunst Museum in HangZhou, als auch der Ausstellung kontemporärer Kunst im Nationalmuseum angetan.
Man sollte von Museum also keine Informationen erwarten, aber es gibt schöne Dinge zum Anschauen. Zumal sie alle kostenlos sind.
Wetter
Der Deutschen liebstes Smalltalk Thema ist das Wetter, es sollte also auch hier mal Erwähnung finden.
Ihr werdet euch erinnern, dass ich in meinen ersten Beiträgen noch von Leuten schrieben, die drinnen in dicken Jacken saßen, weil es draußen kalt war und wir hier südlich der Heizunglinie sind, also keine haben. Und die Mentalität der Leute hier das heizen von Innenräumen einfach nicht zulässt. Mittlerweile sind wir alle äußerst dankbar für die Klimaanlagen. Seit Sommerbeginn sind es hier stets über 33°C. Mein auf 30° gekühltes Zimmer zu verlassen versetzt mir regelmäßig einen Schock. Zumindest regnet es momentan nicht mehr so viel.
Im Frühling konnte man die Luft hier an den meisten Tagen trinken. Wenn es jetzt einmal regnet, lässt die schwüle Luft es einfach noch heißer werden. Und doch habe ich mich daran gewöhnt. Mittlerweile ist die Hitze auch trocken genug, dass fünf Minuten im Schatten stehen keine Sturzbäche aus Schweiß mehr auslösen.
Grad jetzt
Versuche ich dem Hund des Cafés bei zu bringen, seinen Stoff Hund nicht auf mein Sofa zu legen, um zu versuchen, ihn zu besteigen. Das ist einmal mega unterhaltsam und dann einfach nur ablenkend :D