Ein Baum und seine Abenteuer



G20

A good host, a better G20

Jedes Fahrrad der "Public Bikes" wirbt für G20.
Jedes Fahrrad der "Public Bikes" wirbt für G20.

Schon seit ich hier bin überschattet der G20 Gipfel, der im September hier in HangZhou stattfinden wird alles. Der folgende Text mag wie eine einzige große Übertreibung klingen. Deshalb sei hier versichert, dass es sich nicht um Hyperbeln, um übertriebende Übertreibungen, sondern um tatsächliche ereignisse handelt, die nur zwekcs Unterhaltungswert so dargestellt werden.

Mach neu

"A good host, a better G20" ist der erste Spruch, den es überall zu sehen gibt, er stimmt seit fast einem Jahr die Einwohner der Stad auf das Ereigniss ein. Und dann gibt es da die Bauarbeiten. Hangzhoug glich in den vergangenen Monaten einer einzigfen großen Baustelle. Ein gigantischer Bereich um den West Lake wird renoviert, jede Touristen Attraktion neu gebaut, jede Fassade verputzt und gestrichen, jeder Bürgersteig neu gepflastert, jeder Gulli neu gesetzt, jede Straße neu Asphasliert, jede Grassfläche, jede Blume und alle kleinen Streucher neu gepflanzt. Und ich weiß einfach nicht, wie ich dieses Ausmaß vermitteln soll. Den "jede Blume neu gepflanzt" hört sich einfach viel zu absurt an, um ein tatsächliches Ereigniss zu beschreiben.

Und doch ist es haargenau so.

Vor G20 wird die Baustelle noch schnell versteckt.
Vor G20 wird die Baustelle noch schnell versteckt.

Es wird einfach alles an der Oberfläche erneuert, zwei Centimeter Asphalt abgeschabt und neu geteert, jedes Haus neu gestrichen und jeder Bürgersteig neu gepflastert. Jedes Büschel Gras erneuert, jede Grünfläche neu gesäht. So gibt es einen Weg über den Westlake, auf etwas über 2 Kilometern gibt es hier mehrere Brücken, die Landstücke verbinden. Dort findet sich eine schmale zweispurige Straße und links und rechts um die acht Meter Park. Und hier habe ich einfach nur Angst, ob das Grad bei dem aktuellen Wetter auch bis G20 durchhält. Hier ist jede Bank neu gestrichen, jeder Stein neu gestzt, jede Blume neu gepflanzt.

Die Bauarbeiten führen dann schon mal dazu, dass mein Bus statt den üblichen 40 Minnuten eher so drei Stunden zurück ins Wohnheim braucht. Was auch die Anwohner der Stadt dazu bringt, am laufenden Band über den Gipfel zu mosern.

Weil wegen die Sicherheit

Und dann fangen auch die anderen Nebenwirkungen an. Schließlich muss HangZhou sicher sein. Seit Anfang Juli gibt es in der U-Bahn nicht nur das übliche röntgen des Gepäcks, sondern auch eine Kontrolle von Wasserflaschen auf Sprengstoff und SWAT Einheiten, die willkürlich Ausweise kontrollieren. Ausländer berichten schon seit Juni von Hausbesuchen der Polizei, die kontrolliert, ob da auch wirklich derjenige wohnt, der gemeldet ist.

Labore werden 40 Tage vor G20 geschlossen, die Firmen im Stadtteil Binjiang, in dem das Treffen stattfinden wird, bekommen sieben Tage staatlich bezahlten Urlaub, wenn ihre Firma nahe am Konferenzzentrum liegt sogar zwei Wochen. Anwohner müssen dann für 12 Tage ausziehen, bekommen ein bissel. Geld für Hotels. Schon seit einigen Wochen werden alle Schnellstraßen nach Hangzhou kontrolliert, seit Mitte August dürfen Reisegruppen nicht mehr einreisen, zumindest ausländische (will hier ja keine Gerüchte verbreiten).

Geschlossene Ladenfront in meiner Umgebung.
Geschlossene Ladenfront in meiner Umgebung.

Seit Anfang dieser Woche, darf ich jeden Tag im Wohnheim unterschreiben, dass ich da bin und das Aufgebot an Polizei ist jetzt schon enorm. Normalerweise stehen nur an stark befahrenen Kreuzungen zwei oder drei Polizisten, jetzt in der Stadt an jeder halbwegs großen. Fünf Minuten aus dem Campus raus bin ich schon an fünf Patrouillen á zwei Polizisten vorbei. Und weiter in der Stadt gibt es steht zehn Mann Trupps zu sehen, den der geneigte Tourist beim Marschieren zuschauen kann.

Einige Bereiche der Stadt werden ab dem 20. August abgesperrt, bzw. schwer erreichbar sein. Unter anderem der gesamte West Lake. Da gab es auch schon mal Übungen für, wo dann an einem Samstag von 10:00 bis 4:00 Uhr der Verkehr rund um den See und die Innenstadt verboten war.

Alles muss raus

Oder zumindest alle. Die Regierung hat haufenweise Anreize geschaffen, die Stadt zu verlassen, vom bezahlten Urlaub, über den Zwangs Auszug, bis hin Vergünstigungen und gesponserten Trips. So wird ausländischen Studenten ein fünf tägiger Trip ins Hinterland mit über 3000RMB bezuschusst, da schrei ich natürlich sofort "hier, hier, hier!".

Heute fühlt sich die Stadt schon wie ausgestorben an, dass mag an der Hitze liegen, doch mich beschleicht das Gefühl, die Reporter, welche für G20 kommen werden, werden von einer leeren Stadt berichten. Von einer Stadt in den ganzen Ladenfassaden nur aus Geschlossenen Türen mit Aufklebern bestehen. Mein Lieblings Obstladen, der Honigmelone in kleinen Stückchen verkauft ist auch betroffen. Auf dem Campus haben im Grunde nur noch die "Bäckerei" und die Universitätseigenen Läden offen.

Das alles wird abgesperrt sein.
Das alles wird abgesperrt sein.

In der Umgebung sind viele Restaurants geschlossen, Friseure verreist und Ladenbesitzer im Urlaub. Seit dem Semesterende, Anfang Juli, dürfen die Chinesischen studierenden nur noch mit triftigem Grund auf dem Campus wohnen. In meinem zwölf stöckigen Wohnheim mit über 40 Zimmern pro Etage brennt noch in insgesamt 20 Licht. Von den Mensen hat nur noch eine offen und auch in der verlieren sich die paar Menschen, die noch hier sind.

All together Now

Die Einwohner, die bleiben lernen unterdessen fleißig Englisch, damit sie die Gäste auch "Begrüßen" können. So gibt es immer öfter Chinesen, die mir "Hello" zurufen. Und ich weiß dann immer nicht so recht, ob ich es cool finde, dass mehr Leute mehr Englisch sprechen, oder einfach nur nervig, dass mir da ein paar auswendiggelernte Phrasen aufgezwängt werden.

Ohh ja und China ist da ja vorbildlich. Also sagt der Polizist, der bei unserer Pflichtversammlung von ausländischen Studierenden gesprochen hat. Andere Länder würden da ja viel mehr Sicherheit auffahren und so wie so mit all diesen Terror Anschlägen, müssten wir doch alle für mehr Sicherheit und mehr Kontrolle sein. Es wird auf Linie gebracht, hat man das Gefühl, nicht nur die 3.700 Helfer, die seit neuestem Überall in der Stadt mit gebrochenem Englisch Besuchern den Weg weisen, sondern eben auch die gefährlichen Ausländer. Da erlebe ich also mal am eigenen Leib, wie es sit als einziger in einer Menschenmasse nach dem Person gefragt zu werden.

G20 ist für HangZhou ein Event der Superlative, die Stadt will sich international zeigen, sie ist renoviert und voll ausgestattet. Den Rest der Welt wird das dann zweite Tage im September lang auch milde interessieren.

Die Stadt blickt in eine neue Zukunft. Zumindest bis in ein paar Jahren die Straßen alt sind und verfallen.
Die Stadt blickt in eine neue Zukunft. Zumindest bis in ein paar Jahren die Straßen alt sind und verfallen.

Author

Portrait picture of Hendrik

I am a JavaScript and GenAI Enthusiast; developer for the fun of it!
Here I write about webdev, technology, personal thoughts and anything I finds interesting.

More about me

Read next

Der Tag an dem ich nichts tat

Immerhin schöne Landschaft
Immerhin schöne Landschaft

Es gibt Tag, an denen hätte man genau so gut im Bett bleiben können.

So geschehen letztes Wochenende. Da wollte ich mir also mal ein Museum anschauen. Was über China und seine Geschichte lernen. bin ziemlich motiviert, dass in meinen LARP Charakter einzubauen. Aber es kommt natürlich anders.

Nützlich sein

Der Hauptcampus ist jetzt mein zu Hause.
Der Hauptcampus ist jetzt mein zu Hause.

Nützlich fühle ich mich auf Arbeit grad nicht mehr so wirklich. Meine alte Abteilung wurde leider aufgelöst. Also arbeite ich jetzt für den Musikstreaming Dienst music.163.com. Die Website kannte ich sogar schon in Deutschland, denn als Schnuppernagebot kann man sich hier die ersten 2000 (so in der Größenordnung) Titel gratis runter Laden. Zwei Wochen in einer Abteilung sein ist halt überhaupt und rein gar nicht sinnvoll. Also hat man mir erstmal eine Beschäftigung gegeben. Die Standard Aufgabe der Abteilung für neue Leute.

Holiday greetings with GenAI

Festive Greetings - ChatGPT and Midjourney
Festive Greetings - ChatGPT and Midjourney

Happy Holidays and festive greetings, powered by ChatGPT, Midjourney and a little bit of Photoshop.

Utilizing my Custom GPT for Midjourney prompts (open source on GitHub), I generated the image and some subtle variations in three rounds. Finally touching it up with a tagline in Photopea.